Einschulung: Darf ich mitbestimmen, in welche Klasse mein Sohn kommt?

 

 

BM20.07.12

Ratgeber

 

Unser Sohn wird im August eingeschult. Er wünscht sich sehr, dass er mit Kindern in eine Klasse kommt, die er schon kennt. Das würde ihm mehr Sicherheit geben. Haben wir eine Möglichkeit, darauf hinzuwirken, dass er mit seinen Freunden aus der Kita in eine Lerngruppe kommt?
Svenja L., Tempelhof

 

Die Schule soll an die individuelle Ausgangslage der Kinder, insbesondere an ihre vorschulische Erfahrung sowie ihre Lebensumwelt anknüpfen und einen fließenden Eintritt in die Schule ermöglichen. Die Grundschulverordnung bestimmt zur Klassenbildung deshalb, dass hierbei "gewachsene Bindungen zu anderen Kindern möglichst nicht beeinträchtigt werden" und auch die Wünsche der Eltern berücksichtigt werden sollen (§ 8 I). Dabei ist es ganz gleich, ob die Schule den Unterricht in jahrgangsbezogenen Klassen oder in einer übergreifenden Schulanfangsphase organisiert. Dieser Grundsatz steht lediglich unter dem Vorbehalt der organisatorischen Möglichkeiten der Schule.
Im Regelfall, der jahrgangsübergreifenden Schulanfangsphase, sollen die Schulanfänger beispielsweise so in die bestehenden Gruppen integriert werden, "dass möglichst gleich große Lerngruppen entstehen. Hierbei ist auf Heterogenität vor allem in Hinblick auf die sprachlichen Vorkenntnisse und das potenzielle Leistungsvermögen der Kinder zu achten" (§ 8 II). Hieraus können sich insbesondere bei Beachtung der zulässigen Klassenfrequenzen Probleme ergeben.
Die Klassenfrequenz liegt grundsätzlich bei 23 bis 26 Kindern, an Schulen jedoch, an denen mindestens 40 Prozent aller Schüler nicht deutscher Herkunftssprache sind oder aber deren Eltern von der Zahlung der Lernmittel befreit sind, sowie in Klassen mit Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, liegt sie bei 21 bis 25 (§ 4 VIII).
Ansprechpartner bei möglichen Problemen ist die Schulleitung. Hinterfragen Sie die Gründe der Schule für die Zusammensetzung einer Klasse, und machen Sie Ihrerseits deutlich, welche Gründe es im Interesse Ihres Kindes gibt, eine Entscheidung zu korrigieren. Sprechen Sie auch mit anderen Eltern, vielleicht ist ein Tausch mit einem Kind aus einer anderen Klasse möglich. Sollte eine Lösung schulintern nicht möglich sein, steht der Weg zur regionalen Schulaufsicht offen.

 

André Nogossek ist Mitglied im Landeselternausschuss Berlin

 

http://www.morgenpost.de/printarchiv/familie/article108339138/Darf-ich-mitbestimmen-in-welche-Klasse-mein-Sohn-kommt.html